Freitag, 4. Oktober 2013

Habe ich das geschrieben?

Oder: Das seltsame Eigenleben der Protagonisten.


Die Leute, die selbst schon geschrieben haben, werden es nachvollziehen können: es ist immer etwas ganz besonderes, wenn man seine eigenen fertigen Texte liest. Ich betone dabei das Wort fertig.

Beim Schreiben ist es nur ein kurzes Durchlesen, ein Anschluss finden, ein Noch-mal-nachschauen. Doch wenn es dann fertig ist und so daliegt in seinem binären Code, ist es schon etwas ganz anderes.

Man liest es sich nochmal durch, das Selbstgeschriebene, und kann sich - so zumindest in meinem Falle - an manches, was man so liest, gar nicht mehr erinnern!

Letztens hatte ich eine kurze Chatunterhaltung mit meiner Autorenkollegin Anika Werkmeister, in der es um genau dieses Thema ging. Nämlich um den Charakter und das "Leben" der Protagonisten.
Und wenn ich sage, das Leben, dann meine ich es genau so!

Wenn man sich beim Schreiben komplett auf die Protagonisten einlässt, sich mit ihnen anfreundet oder sie nicht leiden kann, je nachdem, welche Rolle sie spielen, kann es durchaus vorkommen, dass sie auch mal etwas auf eigene Faust machen. Dann kommen nämlich komplett andere Handlungen zustande, als sie eigentlich angedacht waren.
Buchfiguren haben eben Charakter! Wäre schlimm, wenn nicht, denn dann wäre es langweilig. Wenn im Leben dieser kleinen erdachten Persönchen immer alles glatt laufen würde, alles in einer Linie zum Buchziel hinarbeiten würde... Nee, das wäre mir nichts.
Und das könnte ich auch gar nicht... Evelyn und Henry hätten ja etwas dagegen ;)

Die beiden, wie auch ihre Freunde und Feinde vermisse ich übrigens schon eine ganze Weile! Und wenn ich demnächst mal Zeit für mehr als die Mythologie finde... wer weiß, ob dann nicht schon die ersten Worte für den zweiten Band, "Geliebt", das Licht meiner Schreibtischlampe erblicken.

In diesem Sinne, es bleibt spannend!


Noch einen schönen Abend wünsche ich euch,
eure Jenny